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Catcalling steht für eine Form von verbaler, sexualisierter Belästigung im öffentlichen Raum. Darunter fallen abwertende und einschüchternde Verhalten von zumeist Männern gegenüber weiblich gelesenen Menschen wie etwa: Anzügliche Bemerkungen oder Nachrichten, Hinterherlaufen, Hinterherfahren oder Anhupen, Obszöne Gesten, aufdringliche Blicke oder Starren, Kuss- und Pfeifgeräusche, ungewollte Konfrontation mit aufdringlichen Bildern und Videos oder das Hinterherrufen von anzüglichen, sexualisierten Sprüchen.

BIPoC FLINTA*s sind aus intersektionaler Perspektive von Mehrfachdiskriminierung betroffen. Statistisch sind sie sehr viel häufiger von Catcalling, Sexismus und sexualisierter Gewalt betroffen.

Im 20. Jahrhundert galten Frauen*, die sich ohne männliche Begleitung oder familiärer Begleitung im öffentlichen Raum zeigten, als anrüchig, unkontrollierbar oder als „leichtes Mädchen“.

In der europäischen und US-amerikanischen bürgerlichen Gesellschaftsordnung wurde der öffentliche Raum historisch als ein männlicher Raum definiert, während der private Raum für Frauen konnotiert wurde.

Im Jahre 1903 entstand die sogenannte „Hatpin peril“ oder „Hutnadel Verordnung“.

Frauen* die im öffentlichen Raum bedrängt, belästigt oder sexualisiert wurden, wehrten sich mit ihren Hutnadeln. Zum ersten Mal hatten die Frauen* Mittel, mit denen sie sich verteidigen konnten. Aber anstatt gegen die Belästigungen und sexualisierten Übergriffe vorzugehen, wurden die Hutnadeln verboten. Es herrschte der „weltweite Hutnadelalarm“. Hutnadeln wurden als Gefahr für die öffentliche Sicherheit gebrandmarkt. In Zürich wurden an einem Tag hundertzehn Geldstrafen gegen Hutnadelträgerinnen verhängt. In Sydney gingen sechzig Frauen lieber ins Gefängnis, als ihre Hutnadeln abzulegen. Nan Davis fasste die Gefühle vieler Frauen* zusammen: “If the men of Chicago want to take the hatpins away from us, let them make the streets safe. No man has a right to tell me how I shall dress and what I shall wear.”

Heutzutage ist das in vielen Ländern anders, aber die subjektive Sicherheit, die Frauen* und Männer im öffentlichen Raum empfinden, unterscheiden sich immer noch sehr stark voneinander.

Catcalling ist eine Form von Gewalt und kann einer der Hauptgründe sein, weswegen sich FLINTA* Personen im öffentlichen Raum unsicher fühlen. Belästigungen auf der Straße wirken sich bei betroffenen Menschen körperlich und emotional aus. Es führt von körperlichen Symptomen wie Muskelverspannungen, Atembeschwerden, Schwindel und Übelkeit bis hin zu starken Ängsten, Paranoia und Traumafolgestörungen. Zweierlei Ängste werden von FLINTA* Menschen nach einer Catcallingerfahrung immer wieder genannt: die Angst davor, die Privatsphäre nicht schützen zu können und die Angst vor Vergewaltigung.

Catcalling schränkt die Bewegungsfreiheit ein und nimmt die Freiheit und das Gefühl der Sicherheit im öffentlichen Raum. Durch Catcalling wird sichtbar in was für einer sexistischen, unterdrückenden, patriarchalen Welt wir leben.

Catcalling und übergriffiges Verhalten, sowie obszöne und einschüchternde sexualisierte Belästigungen sind in Deutschland straffrei.

Grund dafür ist, dass der Tatbestand der sexualisierten Belästigung in Deutschland nur dann geahndet werden kann, wenn es auch einen Körperkontakt gab. Es gibt bereits Länder in denen Catcalling explizit als strafbare Handlung geahndet wird. Wie zum Beispiel: Frankreich, Belgien, Portugal oder Kanada.

Mehr Informationen zu dem Sachstand in Deutschland, siehe Deutscher Bundestag.

Aber wichtiger als eine juristische Reform ist es, dass Übergriffes Verhalten gesellschaftlich gar nicht mehr möglich ist. Weil es nicht mehr achselzuckend hingenommen werden darf, wenn einer FLINTA Person, hinterhergerufen wird, sie sexualisiert wird und sie dadurch jahrelange Schäden tragen kann.

Hier gab es 2023 eine Petition dazu. Sollte es eine neue Petition dazu geben, wird sie hier Sichtbar sein.

Eine Aktionsform zu Catcalling ist die Chalk Back Bewegung (catcallsof-Bewegung). Gestartet ist die Initiative in New York. Hier gab es den ersten Instagram-Account @catcallsofnyc. Danach kamen immer mehr Initiativen hinzu, die auf Catcalling und andere Formen der sexualisierten Belästigung und Gewalt im öffentlichen Raum aufmerksam machten.

Es werden Geschichten über Belästigungen Wort für Wort an den Stellen, an denen sie passiert sind, unter dem Hashtag #stopstreetharassment #stopptbelästigung mit Straßenkreide aufgeschrieben und in den sozialen Medien geposted.


https://www.instagram.com/catcallsofkassel/

https://catcallsofgoe.wixsite.com/ccog

https://www.chalkback.org/


https://www.catcallsofnyc.com/